Da plätschert so selig, so beseligend eine wunderschöne Musik dahin, da singen (und sprechen) Stars der internationalen Opernszene so wunderschön. Und Männer- und Frauenchöre tun es ihnen gleich. Fierrabras ein deutsches Singspiel von edlen Rittern und schönen Burgfräulein, von Mauren und Franken in Streit und Versöhnung.
Und der große Theatermann Stein liefert dazu lebende Bilder. Genauer: er lässt seinen Ausstatter – so entnimmt man dem Programmheft – Illustrationen von Gustave Doré zu einer Geschichte der Kreuzzüge auf der Bühne nachstellen. In diesem Ambiente lässt der so verdienstvolle Regisseur – ohne eine Spur von Ironie oder gar Parodie, in gespielter Naivität – Könige und Prinzessinnen, Ritter und Damen, Franken und Mauren agieren. Da sind die Ritterfräulein so züchtig gewandet wie Uta von Naumburg, da trägt der gute König eine silberne Krone, und seine Ritter tragen silberne Kettenhemden und weiße Mäntel. Die bösen Mauren tragen dunkle Gewänder und Turbane und haben dunkle Gesichter (so können wir sie gleich von den edelmütigen, hell gewandeten Franken unterscheiden). Doch ganz so böse sind die Mauren nun auch wieder nicht. Der maurische Prinz Fierrabras ist in die Tochter des fränkischen Königs verliebt, und edel, wie der Maure nun einmal ist, verzichtet er zugunsten eines armen fränkischen Rittersmann, den Prinzessin Emma sich erwählt hat, auf seine Liebe. Nicht genug damit. Er hilft den Franken und kämpft gegen seine eigenen Leute. Hatten diese doch die fränkischen Friedensgesandten festgesetzt und mit dem Tode bedroht. Im Gegenzug kriegt Ritter Roland, König Karls Paladin, die maurische Prinzessin zur Gattin: die verliebte Prinzessin, die um ihren Roland aus der Gefangenschaft zu befreien, zu den Franken überläuft. Natürlich gibt es, wie es die Tradition des Singspiels und nicht minder die Struktur des Märchens verlangen, ein großes happy end. Da siegt nicht nur die Liebe. Da siegt auch das Christentum. Alle Mauren werden, wenn auch etwas unwillig, zu Christen, und Prinz Fierrabras, wenn er schon die Tochter des Königs nicht kriegt, darf immerhin sein Ritter sein.
Eine seltsame Inszenierung, die jegliche Problematisierung vermeidet, eine heile Märchenwelt vorgaukelt und dieses Genre perfekt in Szene setzt, die in schönen Bildern schwelgt, die das Publikum einlullt und die bei aller Perfektion trotz ihrer oder vielleicht auch wegen ihrer konsequenten Entscheidung für das Märchen ein ungutes Gefühl hinterlässt. Opas deutsches Singspiel und ein Rittermärchen zu exorbitanten Preisen bei den Salzburger Festspielen? Das muss ja nicht sein. „Im nächsten Jahr wird Peter Stein wohl Peterchens Mondfahrt im großen Festspielhaus inszenieren“, kicherte eine Dame in der Reihe vor mir. Ja, warum eigentlich nicht.
Wir sahen die Vorstellung am 25. August 2014. Die Premiere war am 13. August.