In der Osterzeit spielt man halt Parsifal – wegen des „Karfreitagzauber“? wegen der Erlösungsthematik? wegen der Christusanalogien? wegen der religiösen Versatzstücke? Zu Ostern möchten halt unsere Theatermacher ihrem Publikum eine fromme Wagner-Droge verabreichen, eine Droge, die das gängige Opernpublikum gar nicht so gern schluckt. In Dresden hatte noch das Touristenpublikum die Reihen gefüllt. In Leipzig spielte man vor mehr als schwach besetztem Hause, und nach der ersten Pause lichteten sich die Reihen noch weiter. In Dresden, wäre der musikalische Part nicht so überragend gewesen, hätte man ob der so grässlich langweiligen und abgespielten Inszenierung in der Tat flüchten können. In Leipzig bestand zur Flucht keinerlei Anlass. Hier stimmt nicht nur der musikalische Part. Hier fasziniert vom ersten Augenblick an eine Inszenierung, die mit den Registern des Traumtheaters und der Filmästhetik arbeitet und die sich mit ihrem Lichtzauber und ihren Bewegungsritualen am Stil eines Robert Wilson orientiert (Inszenierung und Bühne: Roland Aeschlimann). Erlebt und erträumt sich ein tumber Tor Parsifal eine „Traumnovelle“, eine „Odyssee im Weltraum“? Spielen die Gralsritter ihm ein futuristisches, ein Science -Fiction Märchen vor, ein Märchen mit einer leidenden Christusfigur und einem grandiosen Lichtspektakel zur Enthüllung des Grals?
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10. 04. 09 Ein Parsifal für Nostalgiker in der Semperoper
Für eine Parsifal Aufführung – so mag man in der Dresdner Intendanz denken – braucht man nur den unverwüstlichen Recken aus dem hohen Norden als Gurnemanz zu engagieren. Dann kann schon nichts mehr schief gehen. Und wenn wir dann noch einen weiteren nordischen Recken, den Wagner gestählten Münchner Siegfried, als Parsifal gewinnen können und der einstige Stuttgarter Ring Star am Pult steht, ja dann können wir unserem geduldigen Publikum auch ein Parsifal Märchen anbieten, das einstens in den Zeiten des Arbeiter- und Bauernstaates einer unserer damaligen Hofsänger in Szene gesetzt hat. Ja, es ist eigentlich nicht vorstellbar: im sächsischen Vorzeigemusentempel, da ist doch tatsächlich eine Parsifal Inszenierung von Theo Adam aus dem Jahre 1988 zu besichtigen.