Ein Sommernachmittagstraum. Così fan tutte an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf

Keine ‚Lektion für junge Liebende’, keine Verkleidungsposse, keine lautderbe und dann wieder ängstliche Türkenposse, kein proletenhaftes Machogehabe als Mittel der Verführung, keine Parodie auf die Liebesdiskurse und erotischen Mechanismen, die sich in der Literatur des 18. Jahrhunderts so häufig finden. Nichts von alle dem ist in der Düsseldorfer Così fan tutte zu sehen. In Düsseldorf hat sich Nicolas Brieger für ein minimalistisches Kammerspiel entschieden, das – abgesehen von ein paar albernen Mätzchen am Anfang –   auf  die Personenregie setzt. Alles dramatische Geschehen erwächst aus Spiel und Gesang, aus dem Miteinander-Spielen der Akteure. In dieser Konstellation und in ihrem Minimalismus erinnert die Inszenierung ein wenig an Loys Frankfurter Così fan tutte. Und doch ist sie im Ansatz ganz anders. Dort bei Loy entwickelte sich das Geschehen aus dem Alltag. Hier bei Brieger erleben  die beiden angeblichen Liebespaare und als drittes Paar Alfonso und Despina einen Wachtraum und wie im Traum alles möglich ist, so spielen sie Möglichkeiten der Liebe, vielleicht im Unbewussten vorgegebene Paarbeziehungen durch und als das Spiel an seine Grenzen gelangt und  Desillusionierung droht, da flüchten sie sich alle wieder in den Schlaf, aus dem die Klänge der Ouvertüre sie geweckt hatten. Alle Liebe war nur ein Traumspiel. Eine konsequente und überzeugende Grundkonzeption, die ein brillantes Ensemble in Gesang und Spiel  umzusetzen wusste. Schade nur, dass an diesem Abend das Orchester so verhalten und zurückhaltend musizierte. Vielleicht erschien es mir auch nur so. Vielleicht irre ich mich auch, wenn ich meine, Così fan tutte müsse mit Schwung und Tempo und Temperament auch im Graben umgesetzt werden. Wie dem auch sei. Die Düsseldorfer Così fan tutte ist ein Glanzpunkt im Repertoire und lohnt alle Male den Besuch. Wir sahen die Vorstellung am 7. März 2012. Die Premiere war am 30. April 2011.