Ein Ravel-Nachmittag in Köln oder vom Niedergang eines einstmals großen Musiktheaters

Die Kölner Oper ist schon seit Jahren heimatlos. Seit Jahren wird im Haus am Offenbachplatz gewerkelt. Und irgendwann wird man fertig sein. Bis dahin ziehen Ensemble, Musiker und Techniker von einem unwirtlichen Spielort zum anderen: von der Industriehalle in der grauen Vorstadt zum Treppenhaus des Oberlandesgerichts im Zentrum, vom Musical Zelt am Hauptbahnhof ins Messegelände in Deutz. Dort im Staatenhaus, einem heruntergekommenen Veranstaltungsgebäude aus den Zwanzigerjahren, spielt man auf einem Podium. Das Orchester findet seinen Platz vor diesem Podium und das Publikum den seinen auf einer leicht ansteigenden Tribüne. Sänger, Musiker, Techniker und viele andere geben sich alle Mühe, trotz all der vielen Unbilden Musiktheater zu ermöglichen. Doch nicht immer gelingt dies.

Jetzt an einem spätsommerlichen Sonntagnachmittag hat man sich für eine spießige Boulevard Komödie, Die spanische Stunde, entschieden und den nicht ganz jugendfreien Einakter L‘Heure espagnole mit einem Märchenspiel für Kinder: Das Kind und der Zauberspuk (L’Enfant et les sortilèges) verbunden und beide Einakter mit dem Soundtrack von Ravel unterlegt. Selbstverständlich spielt das Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Maestro  Roth einen Ravel comme il faut.  Keine Frage, dass die Regie  alle Möglichkeiten zu nutzen weiß, die die kleine Spielfläche anbietet, dass Kostüm- und Maskenbildner vor allem im Märchenstück Gelegenheit haben, all ihre Kunstfertigkeiten aufzubieten, dass alle Rollen angemessen besetzt sind. Und doch wirkt alles so schrecklich fad, so langweilig und so bieder. Liegt es vielleicht daran, dass Ravel wohl kein großer Opernkomponist ist, dass die Akustik in diesem tristen Saale vielleicht nicht die beste ist, dass die Möglichkeiten der Regie von den beengten Örtlichkeiten zu sehr eingeschränkt werden?

Nach gut zwei Stunden geht man frustriert nach Hause und fragt sich, warum die Kölner Oper die neue Saison so wenig spektakulär eröffnet, warum sie Ravels braves Märchenstück nicht mit Zemlinskys grausamen Märchenstück Der Zwerg kombiniert? – wie man das zum Beispiel in Paris macht. Vor ein paar Jahren gehörte die Kölner Oper noch zu den renommierten Häusern. Und jetzt? Jetzt spielt der 1.FC Köln in der ersten Liga.

Wir sahen die Premiere am 25. September 2016.