Hahnenkämpfe um die Puten nebst Zickenstreit im Hühnerstall. Eine etwas eigenwillige Inszenierung von Il matrimonio secreto bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Wie soll man einen Hit aus dem späten Settecento, Cimarosas Erfolgsstück vom Jahre 1792, in Szene setzen? Die Geschichte vom verliebten Töchterchen Carolina, das heimlich den Sekretär des reichen Papas geheiratet hat, sich vom gerade eintreffenden Galan, der der älteren Schwester versprochen ist, hofiert sieht – eine Situation, die der Schwester nicht im geringsten gefällt. Nicht genug damit: die noch recht jugendliche Tante hat sich den Sekretär ausgeguckt und setzt zusammen mit der vom Galan verschmähten Schwester alles daran, die Rivalin  ins Kloster zu verbannen.  Bei dieser scheinbar aussichtslosen Verwicklung helfen  nur noch die Schemata der Buffa nebst obligatorischem Komödienschluss. Das Töchterchen darf den Sekretär behalten. Der Galan begnügt sich angesichts der reichen Mitgift  mit der Schwester. Und die Tante wird auch nicht ganz leer ausgehen.

Wie soll man ein solches Libretto in Szene setzen? Historisierend oder aktualisierend? Oder soll man gleich eine neue Geschichte erfinden und  nur die Grundstruktur des Librettos bewahren?  Nichts von alle dem tut das Innsbrucker Produktionsteam Barbe und Doucet. Es verweist  stattdessen die Geschichte ins Reich der Fabel, verlegt das Geschehen in einen geräumigen Hühnerstall und verwandelt die Figuren in Kostüm und Maske in Puten und Hähne. Ein hübscher Einfall, ein Gag, der sich allerdings schnell tot läuft, mögen auch die Hähne sich aufplustern  und mit den Pfoten scharren,  die Hennen mit dem Hinterteil wackeln und schon mal goldene Eier legen. Da helfen  zur Auflockerung auch die Einlagen aus der Commedia dell’arte nicht viel, mögen auch die Dienerfiguren ganz wie die Zanni  der Commedia ihre akrobatischen Kunststückchen aufführen.

Wie dem auch sei. Originell und unterhaltsam ist die Grundkonzeption der Regie alle Male, zumal  sie vor allem dem Spielbariton, dem adlige Galan, und nicht minder dem Spielbass, dem vermögendem Kaufmann, reichlich Gelegenheit gibt, ihr komödiantisches Talent auszuspielen. Und da halten sich beide nicht zurück. Die Damen, so schien es mir, taten  sich mit der  ungewohnten Putenrolle etwas schwer. Dafür sangen sie zum Ausgleich auch überaus brillant, allen voran Giulia Semenzato in der Rolle der Carolina, und ließen die Herren mitunter recht blass aussehen.

Und die Musik? Eine glückliche Verbindung zwischen der Scuola di Napoli und Mozart, so werden wohl die Handbücher zu vermelden wissen. Und mit dieser Einschätzung dürften sie den Sachverhalt treffen. Eine gefällige, eine schöne Musik, Mozart light denkt der musikalische Laie. Dass Alessandro De Marchi und die Academia  Montis Regalis Cimarosa brillant zu präsentieren wissen, das ist eine Selbstverständlichkeit.

Wir sahen die Aufführung am 12. August 2016, die Premiere. Schade, dass Cimarosa Melodramma giocoso nur dreimal aufgeführt wird. Die Dernière war schon am 16.August.