Die Gruselcomedy. Der Vampyr frei nach Heinrich Marschner an der Komischen Oper Berlin

Spaß gibt’s immer in Barrie Koskys Musentempel. Auf hohem Niveau beim Don Giovanni und in den Les Contes d’Hoffmann. Jetzt beim Vampyr, sagen wir: auf mittlerem Niveau. Schwarze Romantik vermischt mit Horrorfilm und Till Lindemann in seinem Rammstein Look.

Da können sich unsere lieben Kleinen schon wirklich gruseln. Und selbst die Großen erschrecken, wenn sich der Vampyr, sprich: Dracula, das Mädchen aus der ersten Parkettreihe greift und ihm das Blut aussagt und der Dame in der zweiten Reihe eine schwarze Spinne ins Dekolleté fällt. Keine Angst. Das Mädchen überlebt’s und die Dame auch. Das Mädchen wird schnell gegen eine Puppe eingetauscht, und die schwarze Spinne war nur aus Pappe.

Was soll man zu diesem Gruselspiel, das mit Zitaten aus den einschlägigen Genres nur so um sich wirft, sagen? Keine Frage, dass dieses Spektakel brillant in Szene gesetzt wird: der grotesk kostümierte Chor der Untoten, der über die Bühne und die Passarelle  tanzt und tobt, Vampyr Dracula ein finsterer Rocker, seine weiblichen Opfer eine Operettenprinzessin und eine naive Agathe oder Senta, der Nebenbuhler ein kurzsichtiger englischer Lord, an dem sich Vampyr Draculas Fluch erfüllt. Wer mich verrät, der wird selber zum Vampyr. Ein neuer Dracula, den die Operettenprinzessin erledigt und  die dabei selber zum Vampyr wird. Und das Spiel vom Vampyr und den schönen Mädchen dreht sich in der Endlosschleife immer weiter. Karnevalisiertes  Gruselkabinett in der Komischen Oper. Ein Spaß für Groß und Klein.

Wir sahen die Aufführung am 23. April 2016. Die Premiere war am 20. März 2016.