Religionsunterricht für Konfirmanden. Ein szenisch missglückter Versuch mit Händels Messiah an der Oper Frankfurt

In Frankfurt hat man es sich – offensichtlich guten Gewissens – mit dem Messias sehr einfach gemacht. Statt, um nur ein Beispiel zu nennen, die anspruchsvolle und beeindruckende Variante der ‚Christusmythe‘, wie sie Claus Guth am Theater an der Wien erzählt, zu übernehmen, hat man eine simple szenische Nacherzählung von der Oper Kopenhagen eingekauft.

Eine Nacherzählung des Charles Jennens Libretto, das mit ein paar Videoeinspielungen von Matthias Grünewald garniert und mit den inzwischen obligatorischen Zutaten wie Kriegsflüchtlinge, zerstörte Kirche, Geschützdonner usw. aufgemischt wird.

Und das Ganze geht so: Zur Eingangssinfonia kommen Solisten und Choristen  – sie allesamt in abgetragener Alltagskleidung von heute – aus dem Foyer und klettern auf die Bühne. Die Spielfläche wird von zerschossenen Mauern begrenzt. Auf der linken Bühnenseite steht ein riesiger Strommast. Auf dem Boden sind Trümmer als Sitzgelegenheiten verteilt. Einer der ‚ Flüchtlinge ‚ beginnt einen Psalm zu singen, und sofort begreifen all, die da herumstehen oder herumliegen, dass sie jetzt Texte aus dem Alten- und dem Neuen Testament zu singen und szenisch zu improvisieren haben. Theater auf dem dem Theater? Metatheater? Nicht doch. So anspruchsvoll sind wir nun wieder nicht. Wir machen vom Outfit her auf ärmliche, mitleidswürdige Kreaturen und singen einfach das Libretto herunter. Und das machen Solisten und Choristen in der Tat bravourös. Dass sie dazu auf dem Boden herumkriechen müssen, einen Statisten als Jesus malträtieren  und diesen an den Strommast nageln müssen, dass zum Finale die Mauern zusammenfallen, die Geschütze donnern, erlösender Regen herabfällt, ein junges Paar als Symbol einer neuen Menschheit posiert ( unmarkierte Referenz auf das Finale der Götterdämmerung?) – all das ist überflüssig. 

„Was für ein naives Spektakel“  – so mein Kollege aus Marburg. Und da hat er wohl recht. Eine Bitte an die Intendanz: macht es doch beim nächsten Mal konzertant.

Wir sahen die Aufführung am 22. April 2016. Die Premiere war am 27. März 2016.