Arabella und Mandryka oder die kokette arme Schöne aus der Wienerstadt und der reiche Machotölpel vom Lande

Und das war auch  schon die Regiekonzeption der „lyrischen Komödie“, oder sagen wir einfach: der Strauss Operette, die im Staatstheater Nürnberg zu sehen und zu hören ist. Ort der Handlung : eine großzügige Suite in einem Hotel der gehobenen Klasse, ein Ballsaal nebst Theke, ein Stiegenhaus  im Hotel. Zeit: die zwanziger Jahre. Handlung: Liebe auf den ersten Blick bei den Protagonisten, androgyne Liebe beim Buffopaar. Missverständnisse und Versöhnung und Doppelverlobung. Eben der Stoff, aus dem die Operetten sind. Keine distanzierende Ironie. Keine Ideologischen Ansprüche, nichts von der Brüchigkeit der Komödie, die die Tragödie streift, nichts von Melancholie, keine Gesellschaftskritik, kein drohend moralisierender Fingerzeig frei nach dem Motto: spielsüchtiger heruntergekommener K. und K. Offizier verschachert Tochter, verklemmter Militär wird vom Schwesterchen gefoppt, die Schöne mutiert zur Dollarprinzessin. Und der Märchenprinz aus den Wäldern mit  gefülltem Portefeuille rettet all die „zweifelhaften Existenzen“. In Nürnberg spielt man einfach Operette oder präsentiert Kitsch pur – ganz im Sinne des späten Strauss, der  mit milder Selbstironie  zum großen Publikumserfolg seiner Arabella bemerkte: „Muss man 70 Jahre alt werden, um zu erkennen, dass man eigentlich zum Kitsch die meiste Begabung hat?“ (zitiert nach dem Arabella Programmheft der Staatsoper Hamburg). Und dieser Kitsch wird in Nürnberg geschickt und unterhaltsam angerührt.

Und die Musik? In der Arabella, so liest man schon mal bei Strauss nicht freundlich gesinnten Musikhistorikern, sei der Komponist nur noch ein Schatten seiner selbst, zitiere und variiere sich nur noch selber.  Mag ja sein. Mich stört es nicht. Ich höre sie gern immer wieder die Arabella Musik.

Ignoriert man die konventionelle Szene und konzentriert sich auf Orchesterklang und Gesang, dann erlebt man in Nürnberg einen weit überdurchschnittlich gelungenen Strauss Abend. Dabei ist es nicht so wichtig, dass das Orchester, so schien es mir,  manchmal recht hektisch und überlaut aufspielte. In Nürnberg stehen mit Ekaterina Godovanets  in der Titelrolle und Jochen Kupfer als Mandryka  exzellente Strauss Sänger auf der Bühne. Sie zu hören ist ein Erlebnis, ein Vergnügen. Schade, dass die Arabella in dieser Saison nicht mehr aufgeführt wird.

Wir sahen die ‚Dernière´ am 7. Mai 2013. Die Premiere war am 1. Februar 2014.