Gespielte Liebe – platt. Così fan tutte an der Oper Köln

„Da sind wir Mädels wieder die treulosen Tomaten“ –  da hat die junge Dame mit ihrer Bemerkung  wohl recht  angesichts der so platten, wenig durchdachten  Inszenierung, angesichts der Klamotte, zu der die Regie  im Kölner Palladium Così fan tutte reduziert hat. Nicht im Geringsten nutzt sie  die Möglichkeiten der einstigen Industriehalle (vornehm Palladium genannt), die der Kölner Oper als Ausweichquartier dient. Einzige Spielfläche  ist eine erbärmliche  konventionelle Guckkastenbühne. Als Bühnenbild genügen ein paar Stellwände und ein Kellerloch, aus dem Despina herausklettert. Alles nicht weiter schlimm, wenn es nur eine ehrgeizige und geistreiche oder zumindest  gekonnte Personenregie im Stile eines Christof Loy oder eines Claus Guth gäbe. Nichts oder kaum etwas  davon findet  sich in Köln. Ferrando und Guglielmo, die schon bei Da Ponte Einfallspinsel sind, macht die Regie vollends zu Deppen, die im Bundeswehr Drillich Bodybuilder mimen   dürfen.  Die beiden Damen in ihren weißen Hosenanzügen  – im zweiten Akt werden daraus schulterfreie weiße Kleider, und im Finale kommen rote Schuhe und rote Stümpfe dazu. Mon Dieu, welche Kindergartensymbolik! –  die  beiden Damen  mimen  gelangweilte Sommergäste und späte Jungfrauen – im zweiten Akt aufgekratzte späte Jungfrauen. Ja, und im Finale da wollen die beiden, die doch mit wachsender Lust gespielte Liebe spielten, sich noch dazu umbringen.

Der tragische Schluss, den die Buffa per definitionem vermeidet, die Regie glaubt ihn, so plötzlich und als blindes Motiv, erfinden zu müssen. So wären denn aus den „treulosen Tomaten“ doch beinahe noch verliebte Selbstmörderinnen geworden – ja, wenn die Regie dieses beinahe  non lieto fine doch nur vorbereitet hätte und nicht durchweg auf Klamotte als Grundkonzeption gesetzt hätte. Immerhin hat sie auf die alberne Verkleidungsposse („Polacchi?“, „Turchi“?) verzichtet und damit das ‚Nicht-Reale‘ des Spiels betont. Leider bleibt auch dies nur ein blindes Motiv. Wie schade, so viele verschenkte Möglichkeiten, zumal die Regie über ein spielfreudiges, routiniertes Ensemble verfügte. Nur zum Trost: in Köln wird durchweg brillant musiziert und gesungen, wenngleich man hin und wieder zu hören meint, dass der eine oder andere Sänger  seine Mozart-Phase vielleicht doch schon hinter sich gelassen haben könnte. Mag die Kölner Oper (aus unterschiedlichen Gründen) mit ihren Regisseuren  nicht sehr viel Glück haben. (Gerade eben liest man in der Zeitung, dass ein berühmter Theatermann die geplante Freischütz-Produktion abgesagt habe). Herausragende Sänger kann man in der Kölner Oper immer noch hören.

Wir sahen die Aufführung am 20. Dezember, die achte Vorstellung. Die Premiere war 24. November 2012.