Für Strauss braucht’s herausragende Frauenstimmen – eine Banalität, die ich schon viele Male gelesen habe und die zweifelsohne den Sachverhalt trifft. In der Kölner Oper waren diese brillanten Frauenstimmen, die Ariadne verlangt, zu hören: Regina Richter als Komponist, Daniela Fally in der Rolle der Zerbinetta und wohl allen voran Barbara Haveman als Ariadne. Hat man solche in Gesang und Spiel und Bühnenerscheinung gleichermaßen beindruckende Sängerinnen auf der Bühne, ja dann kann schon gar nichts mehr schief gehen und wenn dann noch ein (nicht nur ) als Wagner und Strauss Dirigent hoch geschätzter Maestro wie Markus Stenz am Pult steht, dann sind alle Voraussetzungen für einen großen Strauss Abend gegeben. Und der war in der Tat in der Kölner Oper zu hören und zu sehen.
Zum Erfolg hat sicherlich auch die Inszenierung beigetragen, wenngleich sie mit Ausnahme des Finales nicht sonderlich spektakulär ist. Im Finale da haben sich die wohl inzwischen recht angetrunkenen Gäste des „reichsten Mannes von Wien“ als Gefolge des Bacchus verkleidet, mimen Satyrn und Silenen und amüsieren sich mit Nymphen und Najaden. Und damit wir im Publikum auch nicht vergessen, dass wir uns in der Zeit des ersten Weltkriegs befinden, spaziert auch ein groß gewachsener Tod mit Pelzmütze und langem schwarzen Mantel mitten durch die Ausgelassenen, und ganz im Hintergrund steht ein ordengeschmückter Kaiser Franz-Joseph und sieht dieser Mischung aus dionysischem Rausch und Totentanz interessiert zu. Ein hübscher Regieeinfall dieses Bacchus Spektakel. Nur gänzlich überflüssig, da es nicht nur erheblich von der Musik ablenkt, sondern auch die kammerspielartige Anlage des Stücks zerstört. Ansonsten bleibt die Inszenierung – eine Neubearbeitung „auf der Grundlage der Brüsseler Urversion“ vom Jahre 1997, einer Version, die laut Programmheft von Berlin über Barcelona bis hin nach Tel Aviv erfolgreich vermarktet wurde – ansonsten bleibt die Inszenierung eher im konventionellen Rahmen. Die zeitliche Situierung in die Entstehungszeit der Oper ist ein bisschen abgegriffen. Ein Gleiches gilt für den Spielort, den Musiksalon eines großbürgerlichen Palais im Jugendstilschmuck mit Zugang zum Strand. Bei einem solchen Szenarium bietet es sich geradezu von selber an, dass Zerbinettas Komödiantentruppe mit Badestrand Utensilien herumspielt, dass zu ihrer Bravourarie männliche Badegäste in den lächerlichen gestreiften Badeanzügen jener Zeit um sie herumtänzeln. Das ist zweifellos sehr gut gemacht. Das Publikum amüsiert sich auch lauthals, und die üblichen Unbedarften klatschen gleich in die Zerbinetta Arie hinein. Diese Szene haben wir indes schon um vieles besser gesehen– so zum Beispiel in Robert Carsens Ariadne in München, wo dieser aus der großen Zerbinetta Szene einen Revueauftritt mit ‚Männerballett‘ zu machen verstand. Wie dem auch sei. Es liegt mir gänzlich fern, an der Kölner Ariadne herum zu mäkeln. Ganz im Gegenteil. In Köln ist eine vortreffliche Ariadne auf Naxos zu sehen und zu hören, und bei nächster Gelegenheit gehe ich noch einmal hin. Wir sahen die die Aufführung am 8. Dezember 2011, die laut Programmheft 5. Vorstellung. Die Premiere war am 26. November 2011.