Francesco Bartolomeo Conti, Don Chisciotte in Sierra Morena halbszenisch am Theater an der Wien

Contis „tragicommedia“ vom Jahre  1719 auf ein Libretto von Apostolo Zeno und Pietro Pariati hatte ich vor nunmehr zehn Jahren in einer szenischen Aufführung bei den Innsbrucker Festwochen gesehen und gehört, war von Musik, Libretto und Szene begeistert und habe es immer wieder bedauert, dass diese opera buffa avant la lettre so gänzlich von den Bühnen verschwunden ist.

Jetzt in Wien, wo  René Jacobs mit Stars der internationalen Opernszene wie  Stéphan  Degout, Anett Fritsch, Lawrence Zazzo, um nur drei Namen zu nennen, Contis Oper  halbszenisch wieder aufnimmt, ist die Begeisterung nicht minder groß. Und nicht nur bei mir. Das Publikum im ausverkauften Haus feierte alle Mitwirkenden, fand offensichtlich die fast vier Stunden dauernde fünfaktige Oper zu keinem Augenblick langweilig oder gar ermüdend.

Die stilistische Einordnung der Musik mögen die Musikhistoriker vornehmen. Für mich ist die Musik Contis eine leichte, eingängige Musik voller Witz in den Sancho Pansa Szenen, voller Ironie in den Don Quijote-  oder auch in den Lope Szenen, voller Sehnsucht und Schmerz in den Dorotea, Lucinda, Cardenio Arien. Und ganz abgesehen von der Musik findet der Cervantes Leser sein Vergnügen daran, Figuren und Szenen aus dem Roman als Opernfiguren wiederzuerkennen. Und wenn dann noch wie jetzt in Wien ein spielfreudiges Ensemble mit ganz wenigen Mitteln, nur mit Hilfe der Schauspielkunst, Szenen aus dem Don Quijote in der Imagination der Zuschauer lebendig werden lässt, dann erlebt man im Theater an der Wien einen großen Opernabend. Man kann Maestro Jacobs nur bitten, Don Chisciotto in Sierra Morena bald wieder aufzuführen.

Wir besuchten die Aufführung am 15. November 2015.