Vom ewigen Marilyn-Mythos und von der Hollywood Maschine. Eine Wiederaufnahme von L’Affaire Makropoulos an der Opéra Bastille

 

Blick auf Paris

Blick auf Paris

Vor nunmehr sechs Jahren brachte die Bastille Oper Janáceks ‚Komödie für Musik‘ mit Angela Denoke in der Rolle der Emilia Marty heraus, eine Inszenierung, die damals ein großer Erfolg gewesen sein muss und dies nicht nur wegen der spektakulären Regie, sondern wohl vor allem dank einer Sängerschauspielerin, die die Rolle der ewigen Diva Emilia glaubhaft zu spielen gewusst haben muss.

Jetzt bei der Wiederaufnahme hat man die Hauptrolle einer berühmten Wagner-Sängerin anvertraut, die – das ist überhaupt keine Frage – phantastisch singt. Doch als Schauspielerin?  Eine nicht mehr ganz junge Sängerin, eine Dame mittleren Alters als Reinkarnation einer Marilyn  und zwischendurch auch noch als Rita Hayworth, das ist über weite Strecken hin nur noch peinlich. Es sei denn, man nimmt das Ganze als Parodie des Marilyn-Mythos.

Doch so war wohl die Inszenierung des polnischen Theatermachers Krzysztof Warlikowski nicht intendiert . Eine Inszenierung, die als multimediales Spektakel, als Hollywood-Revue mit Verweisen auf die Kultfilme der Marilyn und auf eine ganze  Reihe anderer Filme  aus der Hollywood-Maschine angelegt ist und überdies vom Leben und Sterben der Diva erzählt und dies alles auf die Protagonistin der Oper projiziert. Mit anderen Worten: Warlikowski  versteht Janáceks Oper als Variante des Marilyn-Mythos und garniert diesen noch dazu mit Edward Hopper Bildzitaten. All dies ist höchst brillant und geistreich gemacht – setzt allerdings beim Publikum die Kenntnis der klassischen Hollywoodfilme und der Marilyn Legende voraus. Wer im Publikum von all dem nur wenig weiß und sich nur am Libretto orientiert, der tut sich mit dem Verständnis schwer.

Wie schon so oft in der Bastille geschehen, feierte auch an diesem Abend ein begeistertes Publikum alle Mitwirkenden. Die jungen französischen Freunde, die mit uns in die Oper gegangen waren, waren eher entgeistert – und ich auch. Wir waren uns einig: wenn man schon ein Stück nicht der Inszenierung entsprechend  adäquat besetzen kann, dann sollte man auf  eine Reprise verzichten. Mit dieser Art von Wiederaufnahme, wie sie jetzt in Paris zu sehen war, tut man den Künstlern keinen Gefallen, mag auch ein unkritisches Publikum sie noch so sehr feiern.

Wir sahen die Aufführung am 27. September 2013. Die Premiere war im April 2007.