Brillante Solisten auf der Bühne und im Graben – dürftig die Szene. Johann Adolph Hasse: Cleofide beim Bachfest Leipzig

Wie selten ist doch Hasse in den Musiktheatern und Konzertsälen zu hören. Vor ein paarJahren führte Carlo Muti bei den Salzburger Pfingstfestspielen ein Hasse Oratorium auf, und, wenn ich mich recht erinnere, war vor etlichen Jahren an der Semper Oper sogar eine Inszenierung der Cleofide zu sehen.  Immerhin etwas. Und vielleicht wird Hasse bald wieder präsent sein, denn seit einigen Jahren setzt sich Maestro Michael Hofstetter für eine Wiederentdeckung Hasses ein. So hatte er z.B bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen das Oratorium Sanctus Petrus et Sancta Maria Magdalena ins Programm genommen. Und jetzt im Rahmen der Bachfestspiele führte er im kleinen Goethe-Theater in Bad  Lauchstaedt zusammen mit der Batzdorfer Hofkapelle und einem Ensemble hervorragender Solisten die Cleofide auf, Hasses Dresdner Festoper vom Jahre 1731.

Sagen wir es ohne alle Umschweife: es war, was die Musik angeht, ein höchst brillanter Hasse Abend – ein Reigen von Arien und Rezitativen, wie man sie sich kaum schöner und ausdrucksvoller vorstellen kann. Ein Orchesterklang, der faszinierte und bezauberte. Zu Recht feierte ein begeistertes Publikum alle Mitwirkenden.

Es wäre ein perfekter Hasse Abend geworden, ja wenn nur die Regie sich auch nur ein wenig dem Niveau der Musik angenähert hätte. Wir wissen schon: eine opera seria in Szene zu setzen, das muss für so manchen unserer Theatermacher ein Albtraum sein. Wie mach‘ ich das bloß. Mach ich es steif und hoheitsvoll wie klassisches französisches Theater? Mach ich daraus eine Revue oder gleich ein Musical? Mach ich ein Seelendrama oder gleich eine Mixtur aus allem?  In Bad Lauchstaedt wollte man besonders sofisticated sein und entschied sich für eine Melange aus Puppenspiel, Volkshochschulkurs, konzertanter und halbszenischer Aufführung. Die Sänger tragen, eben wie das beim Opernkonzert üblich ist, ihre Rezitative und Arien vomPult her vor. In der Mitte der Bühne steht ein kleiner Kasten -angeblich, wie man aus dem Programmheft erfährt – eine Nachbildung von Goethes Puppenspiel, das  er als Kind geschenkt bekam und das die Ursache für seine lebenslange Theaterleidenschaft gewesen sein soll. Ein Spielleiter in angedeuteter Goethe Maske stellt, passend zur gerade vorgetragenen Arie, ein oder zwei kleine Marionetten in das Puppentheater, erzählt die Handlung, erklärt die jeweilige Situation und unterhält das Publikum mit Anekdoten über Alexander, den Dresdner Hof, Hasse,  die Primadonna und versucht sich in Aktualisierungen. Das ist zweifellos gut gemeint, und das Publikum hat halt an den Anekdoten seinen Spass. Es ist auch eine hübsche Idee, im Goethe Theater dessen Puppenspiel auszustellen. Ja, wenn man doch nur, abgesehen von ein paar schüchternen Versuchen, mit den Puppen gespielt und diese so oft unsäglichen, banalen Bemerkungen des Erzählers ein wenig reduziert. hätte …“ Allein was tut’s“. Ich habe eine, wenn auch gekürzte, Oper von Hasse in einer herausragenden Interpretation gehört, eine Rarität, bei der man halt eine anspruchslose, ärgerliche Regie in Kauf nehmen muss.

Wir sahen die Aufführung am 14. Juni 2012.