Pfingstdämmerung in Salzburg

Pfingstdämmerung in Salzburg

Heuer nach nunmehr fünf Jahren glanzvoller und  dürftiger Aktivitäten sind sie nun am Ende und zu Ende: Riccardo Mutis Pfingstfestspiele mit der Musik aus dem Neapel des Settecento. Und jetzt im Finale hat man Paris und Madrid gleich miteinbezogen und das Settecento um ein paar Jahrzehnte ins Ottocento hinein verlängert. Zum Finale spielt man Cherubinis großes Requiem für Chor und Orchester vom Jahre 1816 (ein Requiem in c-Moll zum Gedächtnis an den gewaltsamen Tod Ludwig XVI) und  als absolute Rarität Saverio Mercadantes Figaro Buffa (I due Figaro) vom Jahre 1826, uraufgeführt ein Jahrzehnt später in Madrid. Mercadantes Oper  auf ein Libretto von Felice Romani ist – das hört auch unschwer die Dilettantin – ein Rossini Verschnitt, besser gesagt: ein Omaggio an Rossini und zugleich ein Omaggio an Da Ponte: die (mögliche Fortsetzung von Le Nozze di Figaro mit einer übermächtigen Susanna, einem überaus erfolgreichen Cherubino (er heiratet die Tochter des Grafen) und einem übertölpelten Figaro. Zweifellos eine ‚schöne Musik’, wenn auch ohne den Witz und die Ironie eines Rossini. Zweifellos eine geschickt arrangierte Buffa, ein neues Spiel mit den Da Ponte Figuren und mit dazu erfundenen Metatheatereinlagen. Ein gefälliges Spektakel in hübschem Dekor und mit aufwendigen Rokoko Kostümen. Durchweg brillante junge Sänger, ein hoch motiviertes Orchester (Mutis „Orchestra Giovanile Luigi Cherubini). Ein unbeschwerter erfolgreicher Abend für alle Mitwirkenden. Ein Vergnügen für ein zufriedenes, nicht gefordertes Publikum. Was will man mehr. Oder vielleicht wollte der eine oder andere Zugereiste doch ein bisschen mehr? Dieses Mehr, wenn es denn erwünscht war, konnte er bei den Concerti Grossi finden, die Jean Christophe Spinosi wie stets mit Bravour und Passion dirigierte. Und erst recht konnte der Anspruchsvolle dieses Mehr bei Händels in Neapel komponierter Serenata: Aci, Galatea e Polifemo finden, einer halbszenischen Aufführung, die René Jacobs in gewohnter Brillanz  mit der „Akademie für Alte Musik Berlin“ präsentierte. So gab es denn zur Salzburger Pfingstdämmerung noch einmal Heiteres und Tragisches, Profanes und Sakrales zu hören. Musik, die neugierig macht auf Unbekanntes oder selten Gespieltes aus dem Settecento und dem frühen Ottocento. – Im nächsten Jahr bietet Salzburg unter neuer Leitung ein Cleopatra Festival: ein Pfingstwunder? Vielleicht.