Händel ist in der Wiener Staatsoper angekommen – zur Hälfte. Eine (musikalisch) brillante Alcina in Wien

Während anderenorts Händel Opern  seit vielen Jahren einen festen Platz im Spielplan haben, hatte das berühmte Haus am Ring bisher  nichts für Händel übrig. Vor fünfzig Jahren – so liest man im Programmheft – wurde zuletzt eine Händel Oper  in der Staatsoper aufgeführt (Giulio Cesare als Julius Caesar in deutscher Sprache). Und jetzt unter der neuen Direktion wagt man sich an die Wiener Erstaufführung der Alcina und holt dazu  Minkowski und seine Musiciens du Louvre an die Staatsoper. Eine Entscheidung, zu der man die Direktion nur beglückwünschen kann. Maestro Minkowski und sein Orchester sind für mich ( und wohl nicht nur für mich als Dilettantin) das Non plus Ultra des Händel Musizierens. Oder einfacher gesagt: besser und schöner und faszinierender geht es nicht. Und wenn dann noch die Harteros und die Kasarova und die Cangemi  – alle drei hatte ich vor ein paar Jahren schon in Loys Münchner Alcina gehört und gesehen  – und wenn dann noch dazu diese drei Damen  für die Hauptrollen engagiert werden, dann kann man auch nur noch sagen: besser, schöner und faszinierender geht es nicht. Ja, und wenn man dann noch Christof Loy oder David Alden  für die Regie gewonnen hätte, dann wären wohl keine Wünsche offen geblieben. Aber in Wien wollte man wohl keine moderne und erst recht keine anspruchsvolle Händel Inszenierung, sondern eine Inszenierung der edlen Einfalt und der schönen Bilder. Regisseur  Adrian Noble verlegt das Geschehen um Glanz und Elend der Zauberin Alcina in den Palast einer Hochadligen des englischen 18. Jahrhunderts, die zusammen mit ihrer Familie und ihren Freunden in ihrem Ballsaal die Oper Alcina aufführt und gleich selber die Hauptrolle übernimmt. Alcina als Theater auf dem Theater in einem noblen  und hoch ästhetischen Ambiente. Kein sonderlich origineller, aber ein schöner Einfall, der überdies dem Produktionsteam viel Arbeit erspart. Da der Fiktion nach Laien Theater spielen, braucht es nicht viel Personenregie. Die Arien lassen sich dann konsequenterweise  von der Rampe singen, und die Sänger können sich mit den konventionellen Operngesten begnügen – eben weil sie der Fiktion nach ja Dilettanten sind. All das hat uns im Publikum nicht weiter gestört. Es war eigentlich alles schön. Kein Trash Theatermacher musste sich gegen die Musik behaupten. Alles war schön – und konventionell. Wir sind halt in Wien. Wir sahen die Vorstellung am 20. November 2010. Es war laut Programmheft die „3. Aufführung in dieser Inszenierung“. Die Premiere war am 14. November 2010.