Wenn Theatermacher Loy inszeniert, dann kann die Intendanz gleich die Ausstatter einsparen. Eine verschiebbare Wand, ein paar Stühle, ein aufklappbares Bett, ein Schlitten, ein Notenständer tun es als Bühnenbild und Requisiten, und für die Kostüme, da reicht die Alltagskleidung, die sich leicht um den Büro- und den Sportdress und, wenn es denn sein soll, um eine festtägliche Gewandung ergänzen lässt. Wie schon in seiner Frankfurter Così fan tutte sieht Loy auch in seinem Wiener Intermezzo von allem Dekorationstheater ab und entwickelt alles Geschehen aus Sprache und Gesang, aus Gestik, Mimik und Bewegung, mit einem Wort: allein aus dem Spiel der Sängerschauspieler entsteht Theater, erwächst ein Spiel aus Komödienszenen. Nicht genug damit.
Durch Übertreibung und immer wieder durch Ironiesignale hin zum Publikum werden diese Komödienszenen und mit ihnen zugleich die auftretenden Personen parodiert: der in seine Kunst vernarrte Kapellmeister, dem alles Alltägliche fremd ist, die zänkische eifersüchtige Gattin, die sich als Nora versucht und sich doch mit der Rolle der Sängerin begnügt, die (natürlich im trauten Heim und nicht auf der Bühne) dem berühmten Gatten vorsingen darf, das ewig beschimpfte Hausmädchen, die Sekretärin, die den Sohn des Hauses verführen will, der verarmte dümmliche Adlige, die Skatbrüder usw. Und all dies wird noch dazu als Theater auf dem Theater, als Metatheater in Szene gesetzt. Alles ist doch nur ein Spiel – dies sind die Signale, die von der Bühne kommen – alles ist doch nur Theater. Und wer das nicht wahr haben will, dem zeigen wir es überdeutlich und lassen dazu die Bedienstete Anna die Schneeflocken auf die Piste tragen, den nichtsnutzigen Baron auf diesem (nicht vorhandenen) Schnee Ski und die Frau Kapellmeister Schlitten fahren, und aus der Skipiste machen wir einen Tanzsaal und ein Hotelzimmerchen – in der Imagination der Zuschauer. Und für den unter den Zuschauern, der noch immer nicht begriffen hat, dass wir Theater auf dem Theater spielen, lassen wir noch den Bühnenmeister auftreten und ihn das Signal zum Herunterfahren des Vorhangs geben.
Ein brillantes Regiekonzept, ein brillantes Ensemble von hoch motivierten Sängerschauspielern, ein brillant aufspielendes Orchester (das Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Kirill Petrenko).
Ein vergnüglicher Strauss-Abend im Theater an der Wien. Wir sahen die vierte Vorstellung. Die Premiere war am 11. Dezember 2008.