Um es gleich zu sagen: ein enttäuschender Abend. Musik, Szene, Solisten, alles und alle bleiben unter ihren Möglichkeiten.
Ist der Sirenengesang der Dalila einfach nur Kitsch? Wollte Maestro Jordan diesen Kitsch zurück drängen ? – mit dem Erfolg, dass alles nur noch schlimmer wird und der Sirenengesang zum süßlichen Gesäusel verkommt, einem Gesäusel , dem jeglicher Anflug von Erotik fehlt? Und die Protagonistin? Keine Frage, dass sie über eine schöne Stimme verfügt. Doch weder von der Stimme her noch als Bühnenerscheinung ist sie eine glaubhafte ‚femme fatale‘, die große Verführerin , die allein mit ihrem Zauber aus einem stolzen und sendungsbewussten Anführer einen Jammerlappen zu machen weiß. Da hilft auch die schwarze Löwenmähne, die ihr die Kostümabteilung verpasst hat, nicht weiter. Und der angeblich so stolze Anführer? Ein kräftiger Junge aus der Vorstadt – mit schöner Stimme, doch ohne jegliche Ausstrahlung.
Und der berühmte Theatermacher aus Venedig? Er hätte statt Samson wohl lieber Götterdämmerung inszeniert. Und so macht er im Finale aus der sich an Samson rächenden Dalila , wie es Musik und Libretto eigentlich wollen, einen Brünhild Verschnitt, eine verliebte Brünhild, die den Palast in Flammen aufgehen lässt und Samson glauben macht, Jahwe habe durch ihn, Samson, die Feinde vernichtet.
Und mit diesem Einfall folgt die Regie nur konsequent ihrer Grundkonzeption, alle politischen und religiösen Implikationen zu streichen und von jeglicher Aktualisierung, die sich bei dem ewigen Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarn von selber anbietet, abzusehen . Der political correctness geschuldete Vorsicht?
Wir sahen die Aufführung am 7. Oktober 2016, die zweite Vorstellung nach der Premiere am 4. Oktober 2016.