‚Theater auf dem Theater‘ nebst Opernparodie bis zum Exzess. Valentino Fioravanti: Le Cantatrici Villane. Dramma giocoso in zwei Akten. Uraufführung 1799

In einem italienischen Dorf trifft ein Kapellmeister gleich auf vier begabte junge Frauen, die alle Talent zur Sängerin haben und sich auch gleich vom Maestro ausbilden lassen wollen. Und Rosa (in der Person der Jessica Strong), die talentierteste von allen, ist noch dazu eine reiche Witwe – leider nur scheinbar, denn der angeblich im Kriege umgekommene Ehemann mischt sich, ohne in seiner Kriegermontur erkannt zu werden, ständig in die schönen Pläne des Maestro und dessen Schülerin ein. Und auch die drei anderen Damen wollen nicht zu kurz kommen. Zu diesen sechs Personen gesellt sich noch eine siebte, ein junger Mann, der nur zu gern auf der Opernbühne reüssieren möchte. Leider mangelt es ihm an Talent – dafür aber nicht an Geld. So wird er halt nicht Sänger, sondern Impresario und lässt gleich eine Oper einstudieren.

Ein Stoff, eine Personenkonstellation und ein Intrigenkarussell , ganz wie es sich für eine  erfolgreiche Buffa gehört. Mit den sieben Personen, die ‚spielen‘ und singen möchten, sind wir schon fast bei Pirandello. Eine Vorgabe des Librettos, die  die  Regie geschickt zu nutzen weiß. Alle Personen dürfen sich selber spielen: der Kapellmeister mimt den Maestro, die Sängerinnen vom Lande aufstrebende Sängerinnen vom Lande, der Ehemann ist der eifersüchtige Ehemann. Der Requisiteur, die Schneiderin, die Bühnentechniker und nicht zuletzt der Regieassistent, sie alle spielen sich selber, Komödianten, die Komödie spielen, eine Buffa, in der sie selbst Spielmaterial und Akteure sind.

Nicht genug damit. Sie alle parodieren sich noch dazu selber: als Theaterfiguren auf der Bühne, als Theaterleute hinter der Bühne. Alles ist Theater: ‚das Leben‘, die Bühne, die Proben, das Spiel.  Nein, nicht nur das. Alles ist eine Parodie auf das Theater. Wir spielen Kostümprobe, wir spielen Einstudierung beim Korrepetitor, wir spielen commedia dell’arte und opera seria, wir singen Arien und Duette. Und all das spielen und singen wir mit einer so umwerfenden Komik, mit einer solchen Selbstironie, mit einem solchen Hang zur Selbstparodie, dass es ein großer Spaß für alle wird: für die Sänger, die Musiker, für alle Mitwirkenden und nicht zuletzt für das Publikum. Und die Regie (Caterina Panti Liberovici) ist sich ihr Sache so sicher, ist so brillant, dass sie sich auch nicht ein einziges Mal in die Klamotte verirrt. Und die Szene? Natürlich ist die Szene ein Theater im Theater, eine Oper in der Oper.

Und die Musik? Auch sie war, wie wir aus dem Programmheft erfahren, zu ihrer Zeit höchst erfolgreich. Eine Musik, die die Nicht-Musikhistoriker gleich an eine Mischung aus Mozart und Rossini denken lässt: melodiös, schwungvoll, dramatisch, parodistisch, ganz wie es die Szene verlangt.

In Frankfurt im Bockenheimer Depot, einer ehemaligen Industriehalle, die zu einer Spielstätte der Oper Frankfurt umfunktioniert wurde,  ist eine grandios gespielte und gesungene opera buffa zu sehen und zu hören, eine Aufführung, die zu Recht vom Publikum gefeiert wurde.

Wir sahen die Vorstellung am 7. Februar 2016. Die Premiere war am 23. Januar 2016.