Ist doch schön, wenn ein berühmter Ausstatter, der schon seit vielen Jahren stets schicke Dekorationen und Kostüme kreiert, wieder einmal seine „Kunstfertigkeiten“ ausgiebig zur Schau stellen darf: im „Vorspiel“ ein großbürgerlicher Salon mit Treppen, vielen Türen und weißem Flügel. In der „Oper“ so eine Art illustre Vorhölle, dieses Mal mit überdimensionierten Türen. Und dann die Kostüme: die Prinzessin Ariadne ist eine klassische Amphoren-Schönheit, Zerbinetta und ihre Partner: eine klassische Commedia dell’arte-Truppe, Bacchus (seltsamerweise) ein entlaufener Benediktiner. All dies ist hübsch anzusehen und freut das Publikum. Doch, so fragt sich die Zugereiste, warum dieser Aufwand? Warum spielt man die „Oper“ nicht gleich anschließend an das „Vorspiel“ im Salon und vermeidet damit die lange Umbaupause, die das Stück doch nur auseinander reißt und alle Illusion zerstört? Anderenorts spielt man die Ariadne doch auch ohne Pause.
Ist auch schön, wenn die Primadonna der Oper in der Person der alle Mitspieler überragenden Camilla Nylund als Primadonna Assoluta von der Rampe singen darf und dabei durch keinerlei Regievorgaben gestört wird. Und das Gleiche gilt für die in Spiel und Gesang brillante Zerbinetta in der Person der Brenda Rae. Auch sie wird bei ihrer Bravourarie – mit Ausnahme der Schlusstakte – nicht von Regiemätzchen belästigt – nur von den Ignoranten im Publikum, die in die Arie hineinklatschen mussten. Mit anderen Worten: in Frankfurt ist Strauss-Gesang der Spitzenklasse zu hören und dass das Orchester unter der Leitung von Maestro Weigle einen faszinierenden Strauss spielt, das versteht sich von selber.
Und die Inszenierung, für die eine hochberühmte Sängerin und ausgewiesene Theatermacherin verantwortlich zeichnet? Sie lässt den Sängern allen Freiraum, versteht sich auf die Personenregie, ist witzig, betont das Komödiantische des Stücks, mischt es mit ein bisschen Metatheater auf, ironisiert in der Seria immer wieder die traditionellen Operngesten. Doch letztlich begnügt sie sich doch nur mit konventionellem Dekorationstheater. Eine darüber hinaus weisende Grundkonzeption, wenn es sie denn geben soll, habe ich nicht erkannt.
Doch all dies ist letztlich gar nicht so wichtig. In Erinnerung bleiben Strauss-Gesang und Strauss-Orchesterklang auf hohem Niveau. Und schon dafür lohnt es sich, nach Frankfurt zu fahren. Wir sahen die Aufführung am 4. Januar 2014, die zehnte Vorstellung in dieser Inszenierung. Die Premiere war am 5. Oktober 2013.