Auf Gerüsten da singt und klettert sich halt so schön. Die Bayerische Theaterakademie präsentiert Vivaldi, Orlando furioso

Gestern Abend im Prinzregententheater, als eine brillante Truppe von Studenten der Hochschule für Musik und Theater Vivaldis im Jahre 1727 uraufgeführte Oper vorstellte, habe ich mich manchmal gefragt, warum ich eigentlich noch in die Münchner Staatsoper gehe und mich dort über durchgeknallte Theatermacher und arrogante Soundtrack Lieferanten ärgern soll. Im Prinzregententheater musizierte unter der Leitung von Michael Hofstetter die  Hofkapelle München passioniert, auf der Bühne sangen und spielten junge Sänger und Sängerinnen, die, allen voran der Countertenor  Valer Barner-Sabadus in der Titelrolle,  wohl so ziemlich alle bald zur Spitzenklasse gehören dürften. Als interessierte Dilettantin maße ich mir kein Urteil an. Ich kann nur sagen, dass es nichts gab, worüber man sich ärgern konnte. Es wurde einfach schön und brillant gesungen und musiziert, und ein voller Saal feierte zu Recht alle Mitwirkenden. Zur Inszenierung, die wohl mit einem äußerst sparsamen Budget auskommen musste, ist nicht viel zu sagen. Regisseur und Ausstatter begnügen sich mit einem über den Orchestergraben führenden Laufsteg und einem mehrstöckigen Gerüst, das an eine schwarze Wand montiert ist. Auf diesem Gerüst klettert man dann halt ständig herum und übt sich immer wieder Metatheatergags. Da tritt zum Beispiel Astolfo aus seiner Rolle heraus und mimt den Theaterdirektor, der dem Publikum den Ort des jeweiligen Geschehens beschreibt. Da beobachten die gerade nicht aktiven Darsteller  als Zuschauer ihre gerade agierenden Mitspieler. Leider trägt die Regie zur Verdeutlichung der schon etwas wirren Handlung wenig bei. Wer die Dreiecksgeschichte von Orlando, Angelica und Medoro und die Liebesgeschichte zwischen Ruggiero und Alcina nicht aus der Literatur oder aus der Oper kennt, hat gewisse Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen. Zur Verwirrung trägt noch bei, dass die weiblichen Rollen doppelt besetzt sind  und dass, wenn ich das richtig begriffen habe, abwechselnd gesungen wird. Doch ich will nicht an der Regie herummäkeln. Im Prinzregententheater – das sage ich noch einmal – wurde am gestrigen Abend einfach wunderschön gesungen und musiziert, und die paar Defizite in der Inszenierung sind da nur eine quantité negligeable. Wir sahen die Vorstellung am 18. November. Die Premiere war am 9. November 2009.