Von Hochkulturverwaltern (vulgo: PR-Strategen) oder vom vergeblichen Versuch, in der Bayerischen Staatsoper einen Besetzungszettel zu erstehen

Auch Kleinvieh macht Mist. Eine Volksweisheit, auf die man unlängst – just zu den diesjährigen Opernfestspielen – im erlauchten bayerischen Musentempel gekommen ist: in der Krise müssen wir halt alle die Hosenträger kürzer tragen, und bei unserem neuen Lohengrin haben wir so viel Holz und Bauschutt verbraucht, die Techniker unzählige Überstunden machen lassen, und der Jonas Kaufmann ist jetzt so richtig teuer geworden, dass wir jetzt mal anfangen zu sparen. Wer sich für die Besetzung einer Vorstellung interessiert, der soll sich halt das Programmheft kaufen (die Honorare, die die Professoren, die die  Artikel für das Heft zusammenbasteln, verlangen, sind auch kein Pappenstiel). Wer unsere Produktionen mehrmals sehen will (das soll bei einer verschwindenden Minderheit vorkommen) und sich für die Besetzung der jeweiligen Vorstellung interessiert, der soll den Gutschein mitbringen, den wir ihm beim ersten Mal ins Programmheft gelegt haben oder sich gefälligst auf unserer Homepage informieren. Wer den Gutschein verloren oder nicht ins Internet geguckt hat, der ist selber schuld. Für die gänzlich Unbedarften hängen wir übrigens im Nationaltheater einen Besetzungszettel aus. Im Prinzregententheater – das Haus ist ja viel kleiner – hängen wir nur den halben Zettel aus. Das muss reichen. Die Namen unserer Dirigenten, Regisseure und Ausstatter behält man sowieso nicht. Und wer den Namen unseres Generalmusikdirektors nicht kennt, nun ja, auf solche Banausen verzichten wir gerne. Doch was  soll ich mich über die PR-Strategen der Bayerischen Staatsoper ärgern. So lange ein Robert Carsen dort inszeniert, so lange die Pieczonka und die Damrau dort in der Ariadne so brillant singen, können mir die bayerischen Hochkulturverwalter gestohlen bleiben.

P.S. In der Wiener Staatsoper ist es übrigens selbstverständlich, dass der Interessierte einen Besetzungszettel erhält. Tu felix Austria…