Für eine Parsifal Aufführung – so mag man in der Dresdner Intendanz denken – braucht man nur den unverwüstlichen Recken aus dem hohen Norden als Gurnemanz zu engagieren. Dann kann schon nichts mehr schief gehen. Und wenn wir dann noch einen weiteren nordischen Recken, den Wagner gestählten Münchner Siegfried, als Parsifal gewinnen können und der einstige Stuttgarter Ring Star am Pult steht, ja dann können wir unserem geduldigen Publikum auch ein Parsifal Märchen anbieten, das einstens in den Zeiten des Arbeiter- und Bauernstaates einer unserer damaligen Hofsänger in Szene gesetzt hat. Ja, es ist eigentlich nicht vorstellbar: im sächsischen Vorzeigemusentempel, da ist doch tatsächlich eine Parsifal Inszenierung von Theo Adam aus dem Jahre 1988 zu besichtigen.
Da gibt es keine Parodie, keine Ironie, keine Profanisierung, nichts von all dem Schnickschnack, mit dem die bösen Neuerer dem „Bühnenweihfestspiel“ den Garaus machen wollen. Hier in Dresden werden einfach nur Bilder und liturgische Handlungen nachgestellt: die Papstmesse (natürlich im tridentinischen Ritus) in den Gralsszenen, deutsche Waldesromantik im ersten Akt und in der ersten Szene des dritten Akts und da alles Böse, alles Dekadente aus dem Westen kommt, zitiert man im Klingsor Akt Gustave Moreau Motive und kleidet die „Höllenrose“ nach dem Modell der Salome aus Moreaus L’apparition. Und im Schlussbild da trägt der zurückgekehrte Parsifal praktischerweise unter seiner Rüstung gleich das weiße Gewand des Papstes und den siechen Anfortas – auch er im weißen Gewande – trifft, als der neue Heilsbringer ihn mit dem heiligen Speer berührt, gleich der Schlag. Le roi est mort. Vive le roi. Habemus Papam. Und keine Fragen bleiben offen. Oder vielleicht doch? Wie wäre es, sehr geehrter Herr Intendant, mit einem Antrag auf die Abwrackprämie? Doch so lange der Etat reicht, um erstklassige Sänger wie Salminen oder Andersen engagieren zu können, sollen Regie und Ausstattung Ihnen nicht Kummer bereiten. Lassen Sie einfach alles beim Alten. Das freut die Alten. Aber die Stücke sollten nicht zu lang sein. Sonst werden die Schwarzhändler vor den Toren Ihres ehrwürdigen Hauses die Karten nicht los. Zwei Stunden, das reiche den Leuten allemal, meinte einer der Herren aus der Händlerriege und forderte mehr Turandot und La Bohème.