Sagen wir es gleich. Mag das treue Abonnentenpublikum auch noch so freundlich applaudieren, mag die Musik des ‚kleinen Meisters‘ Boito auch noch so schön dahin plätschern, mögen die Herren Pape ( in der Titelrolle)  und Calleja als Faust auch noch so kräftig und manchmal schön von der Rampe singen und schmettern, mag Margherita in der Person der Kristine Opolais in der Wahnsinnsszene auch noch so süss singen, mögen Chor und Statisten auch noch so bemüht auf verrucht machen – für einen großen Opernabend reicht das bei weitem nicht.

Theatermacher Roland Schwab und sein Team träumen wohl von einer großen Karriere in der Film- und Fernsehindustrie und als Vorübung haben sie schon mal aus der großen Bühne des Opernhauses eine ausgeräumte Industriehalle gemacht, Goethe Szenen, die Boito als sein eigner Libtrettist sich zusammengestückelt hatte, als Drehbuch für eine Mischung aus Actionfilm, Porno und Fantasy genutzt und frei nach dem alten Metatheater Trick Theater auf dem Theater spielen lassen. Einfacher ausgedrückt: auf der Bühne des Opernhauses lässt die Regie in einem heruntergekommenen Studie mit einem gewissen Herrn Mefistofeles in der Doppelrolle des Regisseurs und Hauptdarstellers Filmszenen mit Goethe Materialien drehen, und ein italienischer Komponist aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liefert dazu einen alles in allem recht dürftigen Soundtrack. Motto des Ganzen: Du siehst, wohin du siehst, nur Trash auf Erden.

Einen Lichtblick gibt es doch an diesem so langweiligen und trostlosen Abend. Die Bühnentechniker haben ihren großen Auftritt. Wie sie die Halle zum Tanzen bringen, wie sie mit Ober- und Unterbühnen spielen, wie sie ein Feuerspektakel veranstalten, wie sie ein Oldtimer Motorrad herbeischaffen, wie sie die Videos projizieren – das zu sehen ist eine wahre Lust. Ein verlorener Abend in der Bayerischen Staatsoper. Wir sahen die zweite Vorstellung der laufenden Serie am 29. Oktober 2015. Die Premiere war am 24. Oktober 2015.