Tannhäusers kleiner Bruder bei der Venus aus Arabien und den Talmud- Schülern. Das Theater Freiburg gräbt Goldmarks Die Königin von Saba wieder aus

Zunächst das Positive. Wider alle Erwartung singt und spielt in Freiburg ein exzellentes Ensemble, sind alle Rollen angemessen besetzt, ist es ein Vergnügen, diesem Ensemble zuzuhören und zuzusehen.

Und das weniger Vergnügliche. „Heut‘ hast du’s erlebt“ – was unsäglicher Kitsch ist und wie Wagners kleiner Bruder Karl Goldmark mit Himbeersirup berauscht. Kitsch in dem Sinne: von allem zu viel. Zu süß die Musik, zu süß der Gesang, zu rührend das Geschehen, zu einfältig, zu bedürftig nach Erlösung vom dunklen Triebe der dem Weib, dem „wild wütenden Weib“, verfallene Jungmann, zu opferwillig die lammfromme Jungfrau, zu bieder die femme fatale: ein Glitzerkleid, ein Schlitz im Kleid, ein bißchen laszives Rekeln, und schon verliert Papa Salomons Lieblingssohn Braut, Verstand, Karriere, Leben. “ Omnia mala ex mulieribus“ – so meinte schon der heilige Hieronymus.

Dass diese so schöne Oper einst bei Prüden und Verklemmten ein großer Erfolg war, versteht sich leicht. Warum sie auch heute noch das Haus füllt? Wir im Publikum haben halt einen Hang zum Kitsch?

Wenn Theatermacherin Kirsten Harms, die dieses Spektakel in Szene gesetzt hat, doch nur ein wenig Sinn für Ironie und Komik hätte. Was hätte sie doch aus dieser trüben Melange aus kastriertem Wagner und gestutztem Camille Saint Saëns, schwülem Orientalismus und religiösem Fanatismus alles machen können. Aber immerhin überrascht sie uns mit einem brennenden Dornbusch in der Wüste, James Bond Girls und einem König Salomon als Mossad Boss.Das ist ja auch schon was.

Allgemeine Begeisterung im Publikum. Wir sahen die Aufführung am 23. April 2015. Die Premiere war am 18. April 2015.