Ja, es stimmt schon. Es wird schön gesungen. Alle Rollen sind überdurchschnittlich gut besetzt. Aber das war’s auch schon. Was aus dem Graben klingt, das ist der übliche Mozart, nicht besonders inspiriert, nicht besonders temperamentvoll. Mozart halt so wie ein bekannter britischer Dirigent, den wir schon oft in München erlebt haben, Mozart dirigiert: vornehm und zurückhaltend.
Für die Regie zeichnet ein bekannter Theatermacher aus deutschen Landen, dessen Inszenierungen uns viele Male begeistert haben, verantwortlich, für den die Arbeit in Barcelona wohl nur eine lästige Pflichtübung gewesen sein muss. Auch ein zu Recht berühmter deutscher Opernregisseur kann nicht immer genialisch sein, und eine opera seria zu inszenieren, das ist fürwahr eine besondere Crux. So hat unser Theatermacher halt den Katalanen und den amerikanischen Touristen den üblichen Trash des deutschen Regietheaters serviert. Dekonstruktion des Protagonisten zum sadistischen und masochistischen Trottel, die Bühne eine Mischung aus Baustelle, Gefängnis und Katakomben, ein paar Brocken faschistischer Gewaltexzesse, ein paar Einsprengsel Metatheater wie die Umbiegung des lieto fine zum bloßen Theatercoup, den sich der Sadist Silla ausgedacht hat, Sänger, die viel herumstehen, die zum Ausgleich dafür immerhin meist brillant singen – allen voran Laura Aikin als Primadonna.
Auch wenn Spanien nur ein fernes mediterranes und noch dazu gebeuteltes Land sein mag, so sollten Regie und Ausstattungsteam sich doch ein bisschen mehr Mühe geben. Das Gran Teatre del Liceu, wenngleich ein hoch diszipliniertes Publikum hier klaglos alles schluckt, ist (oder war es doch zumindest einmal) immerhin ein Musiktheater mit Reputation.
Wir sahen die Aufführung am 6. Juli 2013.