„AscheMond oder The Fairy Queen“ so nennen Komponist Oehring, Librettistin Wördemann und Theatermacher Guth ihr gemeinsames Opus. Ein eingespieltes Trio, spezialisiert auf hybride Kunstprodukte: auf Collagen aus Musik und Literatur mit einer Vorliebe für Traumdiskurse und für Frauengestalten mit überbordender Phantasie, die das Wahnhafte streift.
Eine Konzeption, besser: ein Konstruktionsschema, eine Machart, mit der unser Trio unlängst in Düsseldorf mit einem Fliegenden Holländer Pastiche recht erfolgreich war. Zur Collage hatte Tonsetzer Oehring im Sinne einer Replik auf Wagner eigene Klänge beigesteuert und ausgiebig Wagner zitiert, hatte die Librettistin sich mehr oder weniger an Wagners Text orientiert und dazu viel Heine, Hans Christian Andersen und so manches andere zitiert. Und unser Theatermacher hatte dies alles mit gewohnter Imagination und Routine in Szene gesetzt.
Jetzt in Berlin weist das scheinbar so bewährte Schema leider schon erhebliche Verfallserscheinungen auf. Wäre da nicht die Purcell Musik, wären da nicht die von Marlis Petersen und Bejun Mehta so brillant gesungenen Purcell Songs gewesen, die einsamen Highlights des Abends, dann wäre die so übermäßig in die Länge gezogene Aufführung nur sehr schwer zu ertragen gewesen. Wie kann einem so intelligenten und phantasievollen Theatermann wie Claus Guth , dessen Arbeiten uns so viele Male begeistert haben, nur entgehen, dass der von ihm erfundene Plot – ein Mann kommt in eine ausgeräumte Wohnung und erlebt dort noch einmal die Traumata seiner Kindheit: die Wahnvorstellungen und den Selbstmord der Mutter, die unverständigen Gäste, den fürsorglichen Hausfreund – wie kann es der Regie nur entgehen, dass dieser simple Psychoplot eine Collage aus Shakespeare, Stifter, Heine, Sylvia Plath und noch manchem anderen, so viel Disparates, einfach nicht zusammenhalten kann? Dass noch dazu die ewigen Wiederholungen von Handlungssequenzen, mögen sie sich auch von der Struktur des Traumdiskurses her rechtfertigen, doch nur Langweile und Überdruss bereiten. Glaubt man den Ausführungen im Programmheft, dann wollte das Produktionsteam gleichsam die Grundbefindlichkeit des Menschen in Musik, Sprache und Szene transformieren: “ den Schwebezustand zwischen Diesseits und Jenseits, Leben und Tod, Lieben und Verlieren“. Gemessen an diesen hohen Ansprüchen, an diesen hohlen Phrasen, war das, was da im Schiller-Theater zu hören und zu sehen war, recht dürftig.
Wie schade, dass eine Konzeption, die bei der Wagner Collage noch überraschte, wenngleich sich auch dort schon „gefährliche Längen“ abzeichneten, sich durch mangelnde kritische Distanz so schnell erledigt hat.
Wir sahen die Aufführung am 21. Juni 2013.