„Ein kleines, feines Stück. Aber schwer zu singen.“ So hörte ich den berühmten Sänger, der zufällig hinter mir saß, zu seiner Begleiterin sagen. Und da mag er wohl Recht haben, wenngleich von den angeblichen Schwierigkeiten der Partitur die Zuhörer nichts bemerken. Die Highlights wie das melancholische Nocturne im Finale des ersten Akts oder die Arie der Béatrice oder das Terzett der Damen im zweiten Akt, all dies und noch manches andere wird ganz wie es dem Standard des Hauses entspricht auf hohem Niveau vorgetragen.
Von den gesprochenen Dialogen, wie sie eine traditionelle Opéra comique verlangt, kann man dies leider nicht sagen. Sie wurden in einem so affektierten Französisch gesprochen, dass auch der des Französischen einigermaßen Mächtige nur wenig mitbekam. Und damit gehen aller Witz, alle Schlagfertigkeit, alle Ironie, die diese Dialoge angeblich auszeichnen, verloren, und das Publikum beginnt sich zu langweilen – ein für eine Komödie bekanntlich tödlicher Effekt.
Die Regie tut wenig oder auch gar nichts, um diesem Eindruck abzuhelfen. Dass Béatrice eine sentimentale Kratzbürste, die sich als Intellektuelle verkleidet, dass Bénédict ein dümmlicher Macho ist, der den draufgängerischen Militär spielt, dass Héro eine romantisch verzogene Salondame ist, das begreifen wir im Publikum schon in den ersten Szenen. Die Kostüme tun ein Übriges, um jedes Missverständnis auszuschließen: Béatrice im langen schwarzen Blaustrumpf Rock, Héro in großer Salonrobe, Bénédict als gestiefelter Militär. Dass es bei all dem um einen angeblich spaßigen Geschlechterkampf und um das Erwachen von Liebe und Leidenschaft gehen soll, das wollen wir gerne glauben. Auch dass die Regie, wie sie uns im Programmheft wissen lässt, uns „unterhalten“ will: „Wir möchten, dass es Spaß ist.“ Auch diese gute Absicht nehmen wir ihr gern ab. Nun gut, es war auch ein Spaß, allerdings ein sehr zäher, ein Spaß zum Einschlafen. Wie schade, dass unser doch andernorts sonst so erfolgreicher Theatermacher in Wien wohl ‚verdrängt‘ hat, dass die Komödie auf dem Theater Tempo und nochmals Tempo verlangt. Vielleicht sollte unser Theatermann sich vor seiner nächsten Komödie eine Feydeau Inszenierung ansehen? Vielleicht weiß er dann beim nächsten Mal, “ die Leute zu unterhalten.“
Wir sahen die Aufführung am 24. April 2013. Die Premiere war am 17. April 2013.