Alcina die Komödiantin. Ein grandioser Händel Abend in der Hochschule für Musik und Theater München

Alcina die Komödiantin. Ein grandioser Händel Abend in der Hochschule für Musik und Theater München

Es muss ja nicht immer gleich Maestro Harnoncourt sein. Es muss ja nicht immer gleich Bejun Mehta sein. Es muss ja nicht immer gleich ein Hochkulturevent sein. Auch in der Münchner Musikhochschule weiß man auf hohem Niveau zu singen und zu spielen, zu dirigieren und zu inszenieren – mit einem Wort: das Publikum zu faszinieren und zu begeistern. Vor ein paar Monaten hatte ich schon eine Aufführung der Münchner Hochschule gesehen –  Le Nozze di Figaro – und war begeistert. Und jetzt bei der Alcina ist die Begeisterung nicht minder groß, wenn ein internationales Ensemble hochbegabter junger  Sängerschauspieler so scheinbar ganz ohne Mühe in den so schwierigen Händelkoloraturen nicht nur brilliert, sondern diese noch dazu mit großem schauspielerischen Talent gestaltet. Ich will keine Namen nennen: sie haben mir alle gefallen: die Primadonna, die Magierin Alcina, die sich bei jedem Auftritt in eine andere Theaterfigur verwandelt und in der Schlussszene, als die Scheinwelt der Komödiantin zerstört ist, ganz konsequent als abschminkte Schauspielerin auftritt. Ruggiero, der Primo Uomo: – er wird in München von einer Mezzosopranistin gesungen – ein  sich ständig am Whisky berauschender Oscar Wilde Verschnitt. Morgana, die Seconda Donna als Maskenbildnerin der Komödiantin Alcina. Oronte in seinem weißen Anzug und der verspiegelten Brille ein Dandy, der geradewegs aus dem Kirschgarten herübergelaufen sein kann. Bradamante und sein Mentor Melisso auf der Suche nach dem verschwundenen Ruggiero: auch sie verweisen auf Film- oder Theaterfiguren. Vielleicht auf Sherlock Holms und Dr. Watson? Ganz im Sinne der Poetik des barocken Theaters nimmt die Regie den Alcina Mythos (oder seine Variante: den Armida Mythos) als Chiffre der Verwandlung, der Verzauberung, mit einem Wort: als Chiffre der Scheinwelt des Theaters und macht  Bühne (einen Laufsteg, an dem zu beiden Längsseiten die Zuschauer sitzen) und  Zuschauerraum zugleich zur Spielstätte. Alles ist Theater, alles ist nur Illusion und Schein. Und die Musik? Als ‚musica celeste’  kommt  sie von oben. Oberhalb der Frontseite des Laufstegs – für die Zuschauer kaum sichtbar – sitzt das Orchester. Wenn man so will: das ‚unsichtbare Orchester’, dieses Mal  nicht bei Wagner, sondern bei Händel: das „Barockorchester des Studios für historische Aufführungspraxis der Hochschule…“.  Eine große, eine brillante Händel  Aufführung.  Wir sahen die Aufführung am 27. März. Die Premiere war am 18. März 2011.